Oberösterreichische Nachrichten vom 14.04.2012:
„Im Lebn“, zitiert Willi Resetarits seinen Seelen- und Musikerfreund Ernst Molden, „kummt’s drauf an, dass ma de Momente dawischt.“ Die Hundertschaften, die am Donnerstag die „spinnerei“ in Traun bis aufs letzte Fleckerl füllten, haben so einen Augenblick erhascht, denen ihnen der Herr Wilhelm und der Stubnblues bescherten.
Beim Schürfen nach edlen Liedern, die zur Erbauung taugen, haben der 63-Jährige und seine sechs musizierenden Verbündeten wieder Glänzendes aus ihrem Claim gewaschen, den sie zwischen Rhythm & Blues, Folk und formidabler Liedermacherei abstecken. Die bestens gestimmte und gelaunte Kombo geizte nicht mit den frischen Schätzen aus dem aktuellen Silberling, der „Ois offn“ getauft wurde. Mit der Molden-Melancholie „Hameau“, deren Wiener Verortung mit einem New-Orleans-Gospel gekontert wird, rührt der Stubnblues am Gemüt derer, die es gern einwendig mögen.
John Martyns „May You Never“ wird zu „Niemois soisd“ mit abzunickenden Weisheiten, wonach Liebe, die man gibt, irgendwann zurückkommt. Und wie es sich für einen berufenen Hohepriester der Kirche zum Heiligen H.C. (Artmann, natürlich) gehört, predigt er Texte des Angebeteten wie „Brodaschbiagl Galarii“ in singender Inbrunst.
Mit Gitarrero Stefan Schubert, der sich mit seinen Saiten blendend versteht, sitzt Willi Resetarits ein begnadeter Liederschreiber und Stimmenbeimenger zur Seite. Wären die Sesselreihen nicht so eng gestellt, hätte sein Bottleneck-vibrierendes „Blotz in da Vitrin“ das Publikum zum Niederknien gezwungen.
Das Starprinzip des Herrn Wilhelm aufhebend, frönen alle Stubnbluesbrüder der Sangeslust, im A-capella-Verbund mit kroatischen Wéisen ebenso wie solistisch: Tastenmann Chris Wegscheider, Trommler Peter „Tom Waits“ Angerer, Bassist Klaus Kircher, die Bläser Chris Haitzmann und Herbert Berger.
Nach drei Stunden trägt man den Gedanken in die Nacht, dass sieben musikalische Medizinmänner zur seelischen Gesundung beigetragen haben.
